Das zwischen Religion und dem „Einsatz für den Nächsten“ ein unmittelbarer Zusammenhang besteht, belegen alle Weltreligionen. Dementsprechend kann die Entwicklung der Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege sowie die Herausbildung des Wohlfahrtsstaates – insbesondere im europäischen Kontext – nicht ohne einen engen Bezug zur christlich-jüdischen Religion betrachtet werden.
Im Gegensatz dazu hat Soziale Arbeit Religion und das Religiöse seit der einsetzenden Verberuflichung im beginnenden 20. Jahrhundert lange Zeit auf Abstand gehalten. Galt es doch, sich als junge aufstrebende Profession von den religiösen Traditionen des sozialen Engagements der Kirchen und religiösen Glaubensgemeinschaften zu emanzipieren. Die damit vollzogene Abstinenz gegenüber der Religion spiegelt sich bis heute in der Disziplin und Profession Sozialer Arbeit wider.
Im Unterschied dazu ist die professionelle Praxis seit einiger Zeit – auch im Kontext einer wachsenden Migrationsgesellschaft – mit religiösen Fragestellungen erneut konfrontiert. Dieses Phänomen lässt sich vor dem Hintergrund beobachten, bei dem sich das Religiöse in der modernen Gesellschaft keinesfalls auflöst – wie die Säkularisierungsthese dies lange Zeit propagiert hat – sondern vielmehr in verwandelter Form präsent bleibt, deutlich pluraler wird und in gewisser Hinsicht eine Renaissance erlebt. In diesem Kontext hat sich in der Sozialen Arbeit in den letzten Jahren eine Debatte um Religionssensibilität herausgebildet, um der Tatsache der Religion in professioneller Hinsicht angemessen Rechnung zu tragen. Ergänzt wird dieser Diskurs in jüngster Zeit durch die grundsätzliche Frage nach dem Ort der Religion in den Theorien und Konzepten der Disziplin und Profession.
Intention und Anspruch der Fachgruppe ist es, zum einen die dabei entstandenen wissenschaftlichen Netzwerke zu stabilisieren sowie die laufenden Diskurse der beteiligten Wissenschaftler*innen weiterzuführen. Zum anderen rückt dabei die Auseinandersetzung um die Pluralisierung der Religion bzw. die religiöse Vielfalt und die damit verknüpften Herausforderungen in den Mittelpunkt, die sich Sozialer Arbeit in der Gegenwartsgesellschaft stellen. Daneben steht aber auch die institutionelle Ebene der Verknüpfung von Religion und Sozialer Arbeit zu Debatte, da sich ein großer Teil sozialer Dienstleistungen in der Trägerschaft der Kirchen und der konfessionellen Wohlfahrtsverbände befindet und damit religiöse Wertorientierungen zwangsläufig thematisch werden.
Digitale Kick-off-Veranstaltung der Fachgruppe „Religion und Soziale Arbeit“ am 29.10.24 von 19-21 Uhr
Geplante Mitgliederversammlung im April 2025: der genaue Termin wird in Kürze bekanntgegeben
Fachtagung „Religion und Profession“ (Arbeitstitel) vom 13. bis 14. November 2025 an der Evangelischen Hochschule in Hamburg, Veranstalter: Prof. Dr. Matthias Nauerth/Prof. Dr. Walburga Hoff/Prof. Dr. Stefanie Duttweiler
Prof.'in Dr.'in Walburga Hoff
Universität Vechta
Fakultät I: Studienfach Soziale Arbeit
Fon: [+49] 4441/15-503; Sekr. -299
Mail: walburga.hoff(at)uni-vechta.de
Kai Heermann
Universität Vechta
Fakultät I: Studienfach Soziale Arbeit
Mail: kai.heermann(at)uni-vechta.de