Prof. Dr. Barbara Schramkowski, Duale Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen,
Kontakt: barbara.schramkowski(at)dhbw.de
Das nächste Fachgruppentreffen findet am 14. und 15.11.2025 an der FH Münster statt.
Das Ziel sozialökologischer Transformation ist den Aufbau einer lebensfähigen und lebenswerten Gesellschaft mit Beziehungen, Strukturen und Wirtschaftsformen zu fördern, welche an den Bedürfnissen von Menschen und Natur ausgerichtet sind, statt die Grundlagen des Lebens bzw. die Natur in ihrer Gewachsenheit zu zerstören. Ein wesentlicher Zugang zum Thema ist dabei die Perspektive der sozialen Gerechtigkeit, die in der Sozialen Arbeit seit jeher eine zentrale Rolle spielt und die auf die Konzepte von ‚Klimagerechtigkeit' und kritischer Nachhaltigkeit auszuweiten ist. Die Klimakrise, ebenso wie die Zerstörung von Ökosystemen lassen sich als Folge globaler sozialer und ökologischer Ungleichheit und somit im Kern als Gerechtigkeitskrisen verstehen. So betrifft die Erderhitzung alle Menschen. Gleichzeitig sind Menschen, die über weniger Ressourcen verfügen, um sich, ihr soziales und ökologisches Umfeld zu schützen bzw. von diesem geschützt zu werden, deutlich vulnerabler hinsichtlich der sozialen und ökologischen Folgen. Dabei steht unter anderem die intergenerative Gerechtigkeit im Fokus und die Stärkung der Positionen von jungen Menschen, für die das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im März 2021 wegweisend war.
Die Fachgruppe möchte einen ökozentrierten Paradigmenwechsel in der Sozialen Arbeit anstoßen, der Ökologie und kritische Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgaben etabliert. Dementsprechend gilt es das aktuelle ‚Klimaregime' als Macht- und Gewaltverhältnis gegenüber Mensch und Natur in die Kritik zu nehmen und Visionen menschen- und naturfreundlicher gesellschaftlicher Regeneration und Transformation weiter zu entwickeln. Insbesondere Fragen des gelingenden Lebens und die Entwicklung einer humanen Gesellschaft jenseits von kapitalistischer Wachstumsideologien stehen im Fokus. Deshalb wird politische und aktivistische Arbeit in der Fachgruppe explizit mitgedacht, etwa in Kooperation mit Sozialverbänden, Umwelt- und Klimagerechtigkeitsgruppen. Weitere Ziele sind die Stärkung der Sprachfähigkeit von Sozialarbeitenden zu Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Klimakrisen, die Verankerung der Themen in Curricula von Studiengängen zur Sozialen Arbeit ebenso wie ein Hinwirken auf die Aufnahme der Rechte nichtmenschlicher Lebewesen sowie abiotischer Natur in die Professionsethik.
Die Gruppe bietet regelmäßig ‚Stammtische‘ (ca. 2-stündige Onlineveranstaltungen) an: Hier stellen einzelne Mitglieder ihre fachlichen Perspektiven zum Thema dar und es besteht Raum für Austausch und Fragen. Auch gibt es Austausch über eine Mailingliste ebenso wie bei Fachgruppentreffen. Termine könnten bei den Fachgruppensprecherinnen erfragt werden. Darüber hinaus werden Informationen über eine Mailingliste ausgetauscht; zudem wird eine Online-Plattform zum ‚Wissens-Sharing‘ aufgebaut.
Neue aktive Mitglieder sind herzlich willkommen. Bei Interesse an einer Mitarbeit u.a. kontaktieren Sie gerne die Sprecher:innen.
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Die ökologischen Krisen verändern unsere Welt und damit auch die Praxis Sozialer Arbeit. Viele Zielgruppen der Sozialen Arbeit sind von den negativen Folgen wie etwa Hitze stark belastet. Daraus ergibt sich die besondere Verantwortung sozialer Einrichtungen, Schutz- und Anpassungsmaßnahmen vorzunehmen. Gleichzeitig gestalten sie beispielsweise durch die Wahl des Stromanbieters oder die Menügestaltung der Verpflegung auch den Rahmen, den Zielgruppen ein klimafreundliches Leben zu ermöglichen. Die Reduktion der einrichtungsbezogenen Treibhausgasemissionen ist wichtig, um einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen Deutschlands zu leisten und der Erderhitzung mit ihren weitreichenden negativen ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Folgen entgegenzuwirken. Hinzu kommen rechtliche Vorgaben, etwa durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), und Anforderungen von Dritten (z.B. Kreditgebern), Nachhaltigkeitsbemühungen offen zu legen.
Wir befinden uns in einer Zeit zunehmender Krisen und notwendiger Transformationen. Es stellt sich die Frage, welche Rolle die Soziale Arbeit darin einnehmen wird. Als Profession mit Zugängen zu verschiedensten Menschen, Teil unterschiedlicher Netzwerke und einem vielfältigen Repertoire an Arbeitsweisen und Konzepten, kann Soziale Arbeit eine wichtige Rolle in der sozial-ökologischen Transformation einnehmen. Voraussetzung hierfür ist ein Verständnis der grundlegenden Zusammenhänge zwischen Sozialer Arbeit und verschiedener ökologischer Themen, eine Reflexion des professionellen Selbstverständnisses, Wissen zu Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen sowie Mut und Selbstbewusstsein der Profession, sich dieser Aufgabe anzunehmen.
Um all diese neuen Aufgaben in der Praxis umsetzen zu können, muss auch der Rahmen angepasst werden. Die Wohlfahrtsverbände setzen sich deshalb seit einigen Jahren für die notwendige Finanzierung der Klimatransformation der eigenen Einrichtungen und Dienste sowie eine sozial gerechte Ausgestaltung der Klimapolitik ein. In einem offenen Brief richtet sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege nun an die Hochschulen Sozialer Arbeit mit dem Appell, ökologische Themen auch verstärkt im Studium Sozialer Arbeit zu verankern. Nur so sind angehende Sozialarbeiter*innen gut auf die sich verändernde sozialarbeiterische Praxis vorbereitet. Die Verbände stehen dabei den Hochschulen gerne als Kooperationspartner zum Austausch und zur Vernetzung zur Verfügung. Dies könnte beispielsweise durch gemeinsame Veranstaltungen, Praxisprojekte oder den Austausch von Fachwissen und Materialien im Bereich der ökologischen Themen sowie deren Integration in die sozialarbeiterische Praxis gestaltet werden.
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Leuchttürme ökologischer Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe“ wurden qualitative Interviews mit acht Leitungskräften großer Träger oder Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe geführt, die innovative Konzepte zur ökologischen Nachhaltigkeit entwickelt und nachhaltige Praktiken auf verschiedenen Ebenen implementiert haben. Kontaktdaten und Infos zu den Einrichtungen wie auch generell zu Klima- und Umweltschutz in der Kinder- und Jugendhilfe finden sich hier in diesem PDF
Die Bedeutung ökologischer Gerechtigkeit für die Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit. Impulse für eine Erweiterung ihrer Ethik
Kristina Kieslinger, Andrea Schmelz, Barbara Schramkowski, Ingo Stamm, Lisa Dörfler
LINK: DGSA-Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit (2025): Positionspapier „Zur Relevanz ökologischer Gerechtigkeit für die Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit. Impulse für eine Erweiterung ihrer Ethik“
Im Fachdiskurs rund um das Themenfeld Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit fallen immer wieder Begriffe wie etwa Nachhaltigkeit oder Green Social Work, die nicht eindeutig definiert sind. Was ist beispielsweise der Unterschied zwischen sozial-ökologisch und ökosozial? Was meinen wir konkret, wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen? Was genau versteckt sich hinter den verschiedenen Konzepten wie Green Social Work u.a.?
Um einen Raum zu haben, diese und andere Fragen rund um Begriffe, Theorien und Konzepte diskutierten zu können, ist die Idee einer neuen Veranstaltungsreihe entstanden. Im Sommersemester 2025 wollen wir deshalb zu drei Terminen mit Kurzinputs und anschließender Diskussion einladen:
29.04.2025, 17-18.30 Uhr - Marcel Schmidt – Hochschule Darmstadt
Der Vortrag stellt zunächst ein Naturverständnis vor, das die Erde als ein selbstregulierendes System beschreibt. In einem zweiten Schritt wird dieses Naturverständnis in die Diskussion um Naturethik eingeordnet. Und im dritten Schritt wird ein naturethisches Konzept näher vorgestellt, das der belebten wie der unbelebten Natur der Erde moralische Werte und damit Schutzwürdigkeit zuspricht. In der anschließenden Diskussion soll der Frage nachgegangen werden, was Soziale Arbeit zur Herausbildung einer solch umfassenden Naturethik beitragen kann.
03.06.2025, 17-18.30 Uhr - Ingo Stamm – Hochschule Münster
Der Vortrag befasst sich mit der Debatte über die Rolle der Sozialen Arbeit im Kontext von Klimakrise, sozial-ökologischer Transformation und Nachhaltigkeit. Die hohe Dynamik der Debatte hat bislang nicht dazu geführt, einen Konsens über grundlegende Begriffe und Konzepte herzustellen. Dabei stehen folgende Fragen im Raum: Welcher Begriff beschreibt eine Soziale Arbeit am treffendsten, die sich zentral mit den eingangs benannten Aspekten befasst? Was könnte ihr zentraler Bezugspunkt sein? Und welche Konsequenzen ergeben sich aus unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen für die Praxis der Sozialen Arbeit? Der Vortrag skizziert die aktuelle Debatte, hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ansätze hervor und skizziert erste Schritte für eine veränderte Praxis.
30.06.2025, 17-18.30 Uhr - Gregor Husi – Hochschule Luzern
Das Konzept der «Grünen Sozialen Arbeit» lehnt sich lose an Lena Dominellis «Green Social Work» an. Im Vergleich dazu versucht es, vorab für den deutschen Sprachraum den Aspekt der Prävention (bzw. Mitigation) mehr zu betonen und theoretische Grundlagen systematischer zu entwickeln. Diese werden in einem ersten Schritt kurz skizziert, ehe auf die Wertegrundlagen der Grünen Sozialen Arbeit etwas näher eingegangen wird.
Die Treffen finden jeweils in diesem Zoomraum statt:
https://fh-muenster.zoom- x.de/j/67693011332?pwd=I4yVIO1QekBL8sSSPbaezAdVup4By9.1
Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Anti-Klimapolitik als Gefühlsarbeit – das Beispiel der AfD1
„Rechtsaußenparteien neigen zu regressiver Klimapolitik“ (Biskamp 2023: 11). Dabei nimmt die „Alternative für Deutschland“ (AfD) im europäischen Vergleich eine sehr deutliche anti-klimapolitische Position ein (Schaller/Carius 2019). Die AfD bezweifelt den menschlichen Einfluss auf die globale Erderwärmung, lehnt jegliche Klimaschutzmaßnahmen ab und hat sich bereits vor Jahren für den Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen von Paris ausgesprochen. Zwar ist die Migrations- und Asylpolitik nach wie vor das zentrale Interventionsfeld der Partei, gleichwohl arbeitet sie ebenfalls intensiv gegen die Energie- und Verkehrswende.
Zur anti-klimapolitischen Programmatik der AfD, der damit verbundenen Ideologie und den Einstellungen der Wähler:innen ist in den letzten Jahren verstärkt geforscht worden (etwa Sturm 2020; Küppers 2022; Sommer et al. 2022; Otteni/Weisskircher 2022). In meiner affekttheoretisch und emotionssoziologisch inspirierten Forschung nehme ich eine andere Perspektive ein und betrachte den Anti-Klimaschutz der AfD als politische Gefühlsarbeit (Spissinger 2024). Wie diese anti-klimapolitische Gefühlsarbeit funktioniert, skizziere ich im Folgenden entlang von drei Thesen.
1. Die AfD verbreitet Sorglosigkeit in Anbetracht der Klimakrise
Die Klimakrise führt bei vielen Menschen zu Zukunftsängsten, bei manchen kommt ‚grüne Scham‘ (Claeys 2020) über den eigenen klimaschädlichen Lebensstil auf, oder auch Wut und Frustration in Anbetracht unzulänglicher Klimaschutzmaßnahmen. Die AfD arbeitet hingegen an einem gänzlich anderen Gefühl zur Klimakrise: Sorglosigkeit. Entscheidend dafür ist die von der Partei seit Jahren verbreitete Erzählung, der zufolge die aktuelle globale Erwärmung nicht auf CO2-Emissionen zurückzuführen sei, sondern es sich bloß um gewöhnliche Klimaveränderungen in einem erdgeschichtlichen Wechselspiel von Wärme- und Kältephasen handle. Damit negiert die AfD den menschengemachten Klimawandel und vermittelt ihren Anhänger:innen eine beruhigende und moralisch entlastende Gefühlswelt. Denn wer im Klimawandel nichts als den natürlichen Gang der Dinge sieht, kann sich leicht der sozial-ökologischen Verantwortung entziehen und braucht ‚grüne Scham‘ gar nicht erst aufkommen zu lassen. Außerdem erklärt die AfD in diesem Zusammenhang Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen zum sinnlosen, gar irrationalen Unterfangen – man könne sich klimatischen Veränderungen höchstens anpassen. Dementsprechend ist etwa von „CO2-Hysterie“ und von „Klimareligion“ die Rede. Wer dieses Deutungsangebot der AfD übernimmt, Forschung und Berichterstattung über den menschengemachten Klimawandel und die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen für alarmistisch und ideologisch geprägt hält, kann sich in der anti-klimapolitischen AfD-Position entspannt zurücklehnen. Als besorgniserregend gilt aus dieser Perspektive nicht die Klimakrise, sondern der Einsatz für mehr Klimaschutz.
2. In der neurechten Gefühlswelt erscheint Klimaschutz als politische Zukunftsvernichtung
Die AfD stellt Klimaschutzmaßnahmen nicht nur als sinnlos und irrational dar, sondern letztlich als existentielle Gefahr für Deutschland und ‚die Deutschen‘. Klimapolitische Investitionen in die Zukunft übersetzt die neurechte Gefühlsarbeit in politische Zukunftsvernichtung. Entscheidend für diese gefühlspolitische Verdrehung sind Bedrohungs- und Untergangsszenarien, die die AfD und andere neurechte Akteur:innen verbreiten.
Einschlägig ist die Darstellung vom Klimaschutz als „Ende der freien Gesellschaft“, als Weg in die „Öko-Diktatur“ (Neupert-Doppler 2021). In abgeschwächter Form zeigt sich dieses Motiv in der verbreiteten Klage über ‚grüne Verbotspolitik‘. Im Kern geht es darum, den Eindruck einer durch Klimapolitik immer unfreier werdenden Gesellschaft zu vermitteln. Klimaschutz erscheint so als eine totalitäre Ideologie. Entscheidend dafür ist die Verbreitung des Gefühls, dass ‚grüne Politik‘ den Menschen die alltäglichen und ‚normalen‘ Dinge (Fleischessen, Auto fahren, Urlaube usw.) wegnehmen wolle. Lastenfahrräder, vegane Produkte, das 49-Euro-Ticket und vieles mehr können in der neurechten Gefühlswelt dann als ‚Symptome‘ einer kommenden ‚Öko-Diktatur‘ erscheinen.
Eine andere, ebenfalls wirkmächtige und verbreitete Untergangserzählung handelt davon, dass die Energie- und Verkehrswende eine „systematische Deindustrialisierung“ darstelle (Spissinger 2024: 79). Demnach gelten der Atom- und Kohleausstieg oder auch der Umstieg auf Elektromobilität als Ausdruck einer ideologischen und deutschlandfeindlichen Politik. Ziel sei es den Industriestandort Deutschland zu schwächen oder gar zu zerstören. Auf dem Spiel stehen laut dieser Erzählung nicht bloß Arbeitsplätze, sondern gleich die Zukunft Deutschlands. Im Kern geht es also um die Mobilisierung nationalistischer Gefühle von bedrohter Identität und Existenz. Nicht zuletzt ist die Behauptung einer klimapolitischen Deindustrialisierungs-Agenda anschlussfähig an antisemitisch-verschwörungsmythische Motive.
Seit Jahren warnen AfD und andere rechte Akteur:innen zudem vor einem „Blackout“ (Genner/Spissinger 2024; Haas/Häfner 2024). In aller Deutlichkeit war dies im Jahr 2022 zu beobachten, weil sich der politischen Rechten damals eine besondere Gelegenheit für eine breite Mobilisierung über das Thema der Energieversorgung bot: In Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurde gesamtgesellschaftlich über eine mögliche Gas- und Strommangellage diskutiert und zudem stand der ursprünglich für Ende 2022 geplante – und schließlich verschobene – Atomausstieg bevor. Grundsätzlich zeichnet sich der rechte Blackout-Diskurs dadurch aus, dass er sich gegen die Energiewende richtet. Argumentiert wird, dass der Ausbau regenerativer Energien zwangsläufig, aufgrund der Abhängigkeit von Wind und Sonne, zu einem Blackout führe. Die politische Rechte prophezeit die Blackout-Katastrophe, um der Regierung damit Verantwortungslosigkeit gegenüber „ihrem Volk“ vorzuwerfen. Grundlegend dabei ist, dass das Blackout-Szenario in der rechten Vorstellungswelt für eine schnell eskalierende Bedrohungslage, für den sukzessiven Zusammenbruch der öffentlichen Sicherheit bzw. für den Ausbruch migrantischer Gewalt oder gar für bürgerkriegsähnliche Zustände steht. Das anti-klimapolitische Blackout-Narrativ ist insofern anschlussfähig an rassistische Deutungen.
Apokalyptische Gefühlswelten verbreiten die AfD und ihr neurechtes Umfeld nicht bloß über die bekannten anti-migrantischen Untergangsnarrative von „Islamisierung“ und „Bevölkerungsaustausch“, sondern auch über die skizzierten anti-klimapolitischen Bedrohungsszenarien. Stets geht es darum, das Gefühl zu vermitteln, die Zukunft ‚der Deutschen‘ stehe auf dem Spiel und Deutschland befinde sich bereits am Abgrund. Stets geht es darum, der Regierung „Volksverrat“ vorzuwerfen, bei den eigenen Sympathisant:innen Handlungsdruck zu erzeugen und die AfD in Anbetracht des behaupteten Niedergangs als letzte Hoffnung und Rettung für Deutschland zu präsentieren.
3. Anti-Klimaschutz bietet attraktive Gefühlspositionen
Wer sich der Anti-Klimaschutzpolitik der AfD anschließt, kann sich nicht bloß als Teil einer nationalen Rettungsmission fühlen, sondern sich auch in weitere attraktive Identitätsangebote und belohnende Gefühlspositionen hineinbegeben. Wer davon ausgeht, dass Politik und Medien durch „Desinformation“ eine „Klimahysterie“ erzeugen und wer Klimaschützer:innen für ideologisch verblendet hält, kann es sich in der Gefühlsposition als kritische Durchblicker:in und Verteidigerin:in von Vernunft und Sachverstand bequem machen. Wer sich einer drohenden ‚Öko-Diktatur‘ gegenübersieht, kann sich selbst als Freiheitskämpfer:in fühlen. Und wer davon überzeugt ist, dass Klimaschutz ‚in Wahrheit‘ die Zerstörung von Natur und Umwelt bedeutet, kann sich in der AfD-Gemeinschaft umgeben von sorgenden Naturschützer:innen erleben. Das einschlägige Beispiel für dieses Gefühlsangebot ist die AfD-Kampagnenarbeit, in der Windräder als brutale Tötungsmaschinen von Massen an Vögeln und Insekten dargestellt werden (Spissinger 2024: 109-113). An solchen Punkten eröffnet sich auch ein belohnendes Gefühl von Entlarvung: die Überzeugung, die ‚grünen Lügen‘ durchschaut zu haben und das damit verbundene Überlegenheitsgefühl gegenüber den als heuchlerisch erachteten Klimaschützer:innen. Wie sich an den zuvor skizzierten Motiven ablesen lässt, geht die rechte Diskreditierung und Skandalisierung von Klimapolitik mit attraktiven Gefühlspositionen einher.
Fazit
Ich habe entlang von drei Thesen aufgezeigt, dass die neurechte Anti-Klimapolitik als wirkmächtige Gefühlsarbeit funktioniert. Die anti-klimapolitischen Narrative der AfD vermitteln eine spezifische Gefühlswelt und prägen so die Wahrnehmung und das Selbstverständnis ihrer Sympathisant:innen. Wer sich wie selbstverständlich in dieser neurechten Gefühlswelt bewegt, erlebt nicht die Klimakrise, sondern die Klimapolitik als die wahre Bedrohung: Klimaschutz wird dabei zum Ausdruck einer totalitären Ideologie und deutschlandfeindlichen Agenda erklärt. Anti-Klimaschutz hingegen wird in der neurechten Gefühlswelt zum „aufgeklärten Widerstand“ sowie zum Einsatz für die individuelle Freiheit und die Zukunft Deutschlands. Insofern kann sich die Zustimmung zur AfD-Position nicht bloß moralisch unbedenklich, sondern auch clever, wichtig und gut anfühlen. Am Beispiel der Anti-Klimapolitik zeigt sich eindrücklich, weshalb die AfD für ihre Sympathisant:innen eine attraktive Gefühlsgemeinschaft darstellt.
Anmerkung
1Hierbei handelt es sich um die thesenhafte Zusammenfassung eines Vortrags vom April 2024, den ich im Kontext der DGSA-Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“ gehalten habe. Dem zugrunde liegt meine Studie „Die Gefühlsgemeinschaft der AfD“ (Spissinger 2024), in der ich die hier skizzierten Argumente und Konzepte entwickle und entlang von empirischem Material entfalte.
Zitationsvorschlag
Spissinger, Florian (2024): Anti-Klimapolitik als Gefühlsarbeit – das Beispiel der AfD. Thesenpapier zur Online-Vortragsreihe „Politische Gefühle der Klimakrise“, organisiert für die DGSA-Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“. Online verfügbar unter: www.dgsa.de/fachgruppen/klimagerechtigkeit-und-sozial-oekologische-transformation-in-der-sozialen-arbeit.
Ausgewählte Quellen
Biskamp, Floris (2023): Rechte Parteien gegen Klimaschutz. Die Umweltpolitik von Rechtsaußenparteien in Europa. In: Ökologisches Wirtschaften 38 (1), S. 10–12.
Claeys, Martha (2020): Green shame: the next moral revolution? In: Global Discourse 10 (2), S. 259–271
Genner, Julian; Spissinger, Florian (2024): Der Blackout und die politische Rechte. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 74 (1-3), S. 15–20
Haas, Tobias; Häfner, Daniel (2024): Von „Energielücke“ bis „Zappelstrom“. Diskursgeschichte der Blackout-Narrative in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 74 (1-3), S. 9–14.
Küppers, Anne (2022): ‘Climate-Soviets’, ‘Alarmism’, and ‘Eco-Dictatorship’: The Framing of Climate Change Scepticism by the Populist Radical Right Alternative for Germany. In: German Politics (Online first), S. 1–21.
Neupert-Doppler, Alexander (2021): Green Deal als „Ende der freien Gesellschaft“? In: PROKLA - Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 51 (1), S. 115–130.
Otteni, Cyrill; Weisskircher, Manès (2022): AfD gegen die Grünen? Rechtspopulismus und klimapolitische Polarisierung in Deutschland. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen 35 (2), S. 317–335.
Schaller, Stella; Carius, Alexander (2019): Convenient Truths: Mapping climate agendas of right-wing populist parties in Europe. Berlin: adelphi.
Spissinger, Florian (2024): Die Gefühlsgemeinschaft der AfD. Praktiken, Narrative und Räume zum Wohlfühlen. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
Sommer, Bernd; Schad, Miriam; Kadelke, Philipp; Humpert, Franziska; Möstl, Christian (2022): Rechtspopulismus vs. Klimaschutz? Positionen, Einstellungen, Erklärungsansätze. München: Oekom-Verlag.
Sturm, Georg (2020): Populismus und Klimaschutz. Der AfD-Klimadiskurs. In: Soziologiemagazin 13 (2), S. 69–82.
1 Hierbei handelt es sich um die thesenhafte Zusammenfassung eines Vortrags vom April 2024, den ich im Kontext der DGSA-Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit“ gehalten habe. Dem zugrunde liegt meine Studie „Die Gefühlsgemeinschaft der AfD“ (Spissinger 2024), in der ich die hier skizzierten Argumente und Konzepte entwickle und entlang von empirischem Material entfalte.
Zitationsvorschlag:
Mai, M. (2024): Trauer(n) als politische Transformationskraft im sozial-ökologischen Wandel. Thesenpapier zur Online-Vortragsreihe „Politische Gefühle der Klimakrise", organisiert für die DGSA-Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit".
Trauer(n) als politische Transformationskraft im sozial-ökologischen Wandel
Aus entwicklungspsychologischer Sicht stellt Trauer eine innewohnende psychologische, emotionale Reaktion auf einen Verlust dar. Trauern ist eine Zeit des mentalen, emotionalen und persönlichen Übergangs, in der die Menschen lernen, im Kontext des Verlustes zu leben (Niemeyer 2016). Wir leben derzeit in einer Polykrise, wie Head (2016) es beschreibt, in der wir mit diverse Verluste konfrontiert sind: Verlust der Bedingungen, die westlichen Wohlstand generieren; Verlust eines Lebens, wie wir es bisher kannten; Verlust einer stabilen, unberührten, sicheren Vergangenheit und auch der Verlust einer Zukunft, die durch unbegrenzte positive Möglichkeiten charakterisiert ist. Verlusterfahrungen prägen bewusst oder unbewusst unser Leben. Schaut man auf die wachsende Zahl von Klimakatastrophen auch in unseren Breiten durch Hitzesommer, Starkregenereignisse, etc. gibt es auch in diesem Zusammenhang viele Verlust zu verzeichnen. In der Katastrophenhilfe ist ein sozialarbeiterischer Blick besonders auf die immateriellen Verluste bedeutsam, die oft unsichtbar bleiben und gerade aufgrund dessen fehlende Anerkennung und Wertschätzung nach sich ziehen. Dazu zählen u.a. die Verluste von psychischer Gesundheit, Identität, sozialem Gefüge, Sicherheitsempfinden, Ortsbezug. Besonders Randgruppen, die zum Klientel Sozialer Arbeit gehören, sind besonders von ihnen betroffen und besitzen oft nicht genügend Kapital – sozial wie monetär -, um diese Verlust auszugleichen. Verluste sind somit allgegenwärtig und prägen auch den sozial-ökologischen Wandel. Eine Gestaltung dessen hängt letzendlich vor allem davon ab, welchen Umgang wir mit den Verlusterfahrungen erlernen und ob er ein dienlicher sein wird, der es uns ermöglicht nachhaltig, gestärkt und verbunden hindurch- und weiterzugehen.
Eine sozial-ökologische Transformation richtet sich an einer Haltung zur Mit-Welt aus, die auf Reziprozität und gegenseitiger Abhängigkeit basiert. Sie fordert eine Verbundenheit mit der mehr-als-menschlichen Welt, um eine tragende, ebenbürtige Beziehung aufzubauen. Wir als Menschen sind aufgerufen, unsere Verbindung zur Mit-Welt zu stärken, um nicht zuletzt deren Bedeutsamkeit für unser Wohlergehen und ihren intrinsischen Wert wahrzunehmen und zu achten. Diese Haltung der Bezogenheit, einer Fürsorge, ein in-Beziehung-sein führt zu einer emotionalen Bindung, einer Wertschätzung und Liebe. Wenn wir wirklich das lieben, was über uns hinausgeht, was uns umgibt, was uns erdet, was uns erschafft, ist es gebraucht, dass wir auch bereit sind, die ganze Tiefe des Verlustes, der Trauer und Verzweiflung über den Verlust der nicht-menschlichen Körper zu spüren (Cunsolo und Landman 2017, S. 17). Wenn wir also mit unserer Mit-Welt ebenbürtig, wertschätzend ja liebend in Verbindung sind, dann bedeutet es auch, dass wir den Schmerz spüren werden und die Trauer, wenn die von uns wertgeschätzten Wesen verletzt oder sogar verloren gehen, sterben. Deswegen ist es wichtig neue Trauerformen, die diese Verluste unserer Mit-Welt betreffen, anzuerkennen, in unseren Sprachgebrauch aufzunehmen und letztlich auch mit Praxisformen anzusprechen (Mai 2023). Es geht um die Ökologische Trauer. Eine Trauerform, die nach Cunsolo und Ellis (2018) drei Verlustformen beinhaltet: Erstens die akuten oder vergangenen physische ökologischen Verluste, wie das Auslöschen von Arten oder Verschwinden von Landschaften und Ökosystemen; zweitens die nicht-ökonomischen Verluste, wie der Verlust von Wissen über die Mit-Welt und drittens der antizipierte Verlust in der Zukunft bezogen auf Arten, Landschaften, Ökosysteme, Formen der Lebensweise und Lebensgrundlage (ebd., S. 276). Ökologische Trauer ist somit eine grundsätzlich gesunde Reaktion der Traurigkeit und des Trauerprozesses auf die Verlustgefühle im Zusammenhang mit der ökologischen Krise (Comtesse eta al. 2021). Ökologische Trauer ist eine Mischung aus Angst, Schuld, Scham und Traurigkeit. Das Risiko Ökologische Trauer zu spüren, betrifft verschiedene Völker, Gemeinschaften, Schichten, Milieus stärker als andere und tritt gleichzeitig längst nicht mehr vereinzeltes auf, sondern nicht-ökonomische Verlusterfahrungen durch menschengemachten Klimawandel werden mehr und mehr über die ganze Welt verteilt, erlebt (ebd., S. 7). Die in den letzten Jahren aufkommende Auseinandersetzung mit Klimagefühlen in westlichen Gesellschaften zeigt deren priviligierte Situation im Gegensatz zu indigenen Völkern und Gesellschaften im globalen Süden, die sich schon seit langem mit diesen Gefühlen auseinanersetzten müssen.
Ökologische Trauer kann teilweise immer noch als „entrechtete Trauer“ (Doka 1990) angesehen werden. Eine Form der Trauer, die bislang in der breiten Gesellschaft nicht öffentlich anerkannt ist. Bis heute wird Ökologische Trauer und die damit einhergehende Trauerarbeit, die angesichts der Vielzahl an ökologischen Verlusten erlebt wird, nicht beachtet oder ist sogar vollkommen abwesend in Narrativen über den Klimawandel und diesbezüglicher Forschung oder politischer Entscheidungen (Cunsolo und Landman 2017; Cunsolo W. 2017).
Ausgestorbene Tierarten oder verstorbene Tiere, verloren gegangene Landschaften oder mineralische Körper werden in Narrativen bislang oftmals als „ungrievable“ angesehen. Der ungleichen Verteilung von Trauerwürdigkeit widmet sich auch Judith Butler (2004). Menschen, die heute eine Form von ökologischer Trauer aussprechen, sei es die Trauer um den durch die Dürre abgestorbenen Wald oder um den damit verbundenen Verlust von eigener Identität, werden nicht selten als sensibel und zu emotional in Frage gestellt. Dies lässt Betroffene oft verstummen, da sie durch die fehlende Anerkennung ihren Trauerprozess als unangemessen betrachten und sich somit isolieren, anstatt diesen mit Unterstützung zu durchlaufen. Es kann somit zu verschiedenen Kosten als Reaktion von ignorierten Verlusten kommen, wie Randall (2009) feststellt. Wenn Verluste unausgesprochen bleiben, nicht anerkannt werden und weder betrauert noch durchlebt werden, kann Wandel und Anpassung an das gebrauchte Neue nicht folgen (ebd., S. 119). Für eine sozial-ökologische Transformation ist es gebraucht, dass Verlusterfahrungen im Zusammenhang mit Klimawandel anerkannt, betrauert und durchlebt werden. Es braucht eine Sprache, um diese Verluste und die Trauer auszudrücken. Erst dann kann sich die transformierende Kraft, die der Trauer innewohnt, entfalten. Denn wie Butler (2004) betont, besteht „erfolgreiches“ Trauern nicht in der vollständigen Ersetzbarkeit oder dem Vergessen des Verlorenen; vielmehr geht es beim Trauern um Transformation. Cunsolo & Landmann (2018) schreiben, dass wir in dem Prozess des Trauerns nicht nur etwas verlieren, zu dem wir eine intensive Verbundenheit gespürt haben, sondern wir verlieren auch unser früheres Selbst, das, was wir vor dem Verlust waren. So liegt der Trauer zugrunde, dass sie die Kraft in sich trägt, uns innerlich auf eine Weise zu transformieren, wie wir sie weder vorhersagen noch kontrollieren können, die für Momente auch desorientierend, überraschend oder unerwartet sein kann. Diese Transformation kann individuell erlebt werden und ist zugleich Antreiber für politisches Handeln. Cunsolo W. (2017) plädiert dafür, Klimawandel als Trauerarbeit anzusehen.
Zur Verbreitung und Einführung in den politischen Diskurs ist ein besseres Verständnis von Verlusten und Trauermöglichkeiten gebraucht, was wiederum ein starkes Argument für eine intensive Erfor-schung von Theorie und Praxis für die Arbeit mit ökologischer Trauer und nicht-ökonomischen Verlusten auch in der Profession und Disziplin Sozialer Arbeit darstellt. Butler (2004) postuliert eine Theorie des Trauerns, die die zugrunde liegenden Zusammenhänge zwischen Trauern, Trauer und größeren geopolitischen, sozialökonomischen, Rasse und Klasse bedingten Problemen offenlegt, um die Tatsache aufzuzeigen, dass das, was wir nicht betrauern, ebenso viel über uns aussagt wie das, was wir betrauern (ebd. zitiert nach Cunsolo und Landman 2017, S. 33). Trauern ist somit eine zutiefst kulturelle, politische und ethische Praxis (ebd.). Butler bescheinigt der Trauer damit eine „wir-schaffende“ Fähigkeit der Trauer, die unsere Beziehungen zu und Verbindungen mit unseren Gegenübern offenlegt. In dieser gemeinsamen Fähigkeit zu trauern und zu leiden, liegt - so Butler - das Potenzial für die Verbesserung der individuellen und kollektiven Widerstandsfähigkeit gegenüber Verlusten. Die Fähigkeit zu Trauern kann verbinden und die Trauer über gemeinsame Verluste kann zu einem starken politischen Motivator werden, der die gemeinsame Veränderungskräfte mobilisieren kann.
Trauer(n) ist somit als Fähigkeit zu begreifen, durch die wir in Beziehung bleiben können und eine lebensdienliche Umgangsweise mit dem Schmerz erlernen. Sie stellt eine Form der Resilienz dar, durch die wir gemeinsam als Individuen und als Gemeinschaften transformiert hervorgehen können. Eine naturverbundene Lebensweise, die der sozialökologischen Transformation dient, setzt somit eine ihr inhärente praktizierte Trauerkultur voraus.
Zitationsvorschlag:
Mai, M. (2024): Trauer(n) als politische Transformationskraft im sozial-ökologischen Wandel. Thesenpapier zur Online-Vortragsreihe „Politische Gefühle der Klimakrise", organisiert für die DGSA-Fachgruppe „Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit".
Literaturnachweise
https://podcast.dgsa.de/podcast#collapse1978
Seit April 2022 gibt es das Format "DGSA.podcast – Der Wissenschaftspodcast der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit", welches durch Milena Konrad und Adrian Roeske gestaltet und mit der Unterstützung von Prof. Dr. Christian Spatscheck aus dem Vorstand der DGSA geplant und umgesetzt wird.
In Folge 07 sprechen wir mit Barbara Schramkowski (DHBW Villingen-Schwenningen) und Miriam Burzlaff (HS Neubrandenburg) über (Klima-)Aktivismus und Policy Practice in der Sozialen Arbeit.
Barbara Schramkowski berichtet von ihren vielfältigen Erfahrungen als aktivistische Wissenschaftlerin sowie von Möglichkeiten und Wegen den Forderungen aus Klimagerechtigkeitsbewegungen und Zusammenschlüssen von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen Gehör zu verschaffen. Miriam Burzlaff geht daran anknüpfend Fragen nach, wie sich Sozialarbeitende aller Widerstände und Widersprüche zum Trotz für gerechtere Verhältnisse einsetzen können. Ihre Antwort darauf: Policy Practice. Durch Beispiele aus der Mikro- und Makroebene werden Handlungsmöglichkeiten für Sozialarbeitende deutlich. Zusätzlich gibt sie einen Einblick in ein laufendes internationales Forschungsprojekt zu Policy Practice.
Hier finden Sie aktuelle und vergangene Veranstaltungen unter Mitwirkung von Menschen aus der Fachgruppe
Wenn Menschen sich für die ökologische Transformation der Kinder- und Jugendhilfe einsetzen wollen, dann bitte melden bei: Prof.in Dr.in Barbara Schramkowski (barbara.schramkowski(at)dhbw.de).
https://kinderschutzpodcast.podigee.io/62-klimaschutz-ist-kinderschutz
Gastgeberin Kathinka Beckmann im Gespräch mit Prof. Dr. Barbara Schramkowski über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Kinder(gesundheit) und warum die Klimakrise auch eine Krise der Kinderrechte ist.
Am 14.11. 2023 fand der Fachtag „Klimakrise als Gefährdung der Kinderrechte. Herausforderungen, Verpflichtung und Chancen für die Kinder- und Jugendhilfe“ statt, an dem rund 100 Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe teilnahmen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutschen Caritasverbandes in Kooperation mit der Kommunalen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stadt Frankfurt und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen.
Hintergrund ist, dass die Auswirkungen der globalen ökologischen Krisen in besonderer Weise Kinder und Jugendliche betreffen, die diese weder verursacht noch die Maßnahmen zu Umwelt- und Klimaschutz verschleppt haben. Trotz ihres enormen Engagements hierfür sind ihre politischen Einflussmöglichkeiten gering. Bereits heute ist sind die ökologischen Krisen und vor allem die Klimakrise in ihrem Alltag bedrohlich präsent: sei es in der Erfahrung von Hitzewellen, Starkregenereignissen, fehlendem Schnee im Winter, sei es durch medial vermittelte Bilder von Flutkatastrophen und Waldbränden. „Klimaangst“ ist unter jungen Menschen weit verbreitet - auch in der Kinder- und Jugendhilfe, wobei sie dort oftmals überlagert ist von weiteren psychosozialen Belastungen. Staatliche Aufgabe ist es, das Kindeswohl zu schützen; dies beinhaltet eine Verpflichtung zur Wahrung der ökologischen Kinderrechte, wie der 26. General Comment zur UN-Kinderrechtskonvention betont.
Angesichts der immer spürbarer werdenden Auswirkungen von ökologischen Krisen von Klima, Biodiversität und Verschmutzung/Vermüllung und der unzureichenden politischen Maßnahmen zur Eindämmung derselben, hat der Fachtag sich mit der Frage befasst: „Welche Anforderungen ergeben sich in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen beim Aufwachsen und welche Rolle soll die Kinder- und Jugendhilfe in dieser Auseinandersetzung übernehmen?“ Der Fokus wurde auf die folgenden drei Aufgaben gerichtet, die im Plenum und an Thementischen bearbeitet wurden:
- Die Transformation der eigenen Einrichtung zur Klimaneutralität
- die pädagogische Arbeit mit jungen Menschen
- die politische Forderung nach einer ambitionierten, sozial gerechten Klimapolitik.
Folgende Materialien zur Tagung sind einsehbar
Tagungsprogramm mit Infos zu den Thementischen, die verschiedene Facetten des Themas fokussieren
Tagungsdokumentation für einen groben Einblick in die Inhalte der Thementische und mit Hinweisen zu nützlichen Links
CaritasKlimablog: Anregungen und Beiträge aus der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext der ökologischen Krisen: klima.caritas.de/soziale-arbeit/
Ein besonders Dankschön geht an
Das JuKuZ, in dem wir tagen durften, bietet vor allem Jugendlichen neben einem Café diverse Angebote wie offene Werkstät-ten, Sport, Kochtreffs, eine Mauer für Graffiti. Außerdem werden dort Projekte und Veranstaltungen verschiedener Couleur durchgeführt. Siehe www.jukuz-hoechst.junetz.de
Die Ada-Kantine, deren klimafreundliches veganes Essen den Fachtag kulinarisch bereicherte, eine solidarische Küche aus Frankfurt Bockenheim: www.ada-kantine.org
Wenn Menschen sich für die ökologische Transformation der Kinder- und Jugendhilfe einsetzen wollen, dann bitte melden bei: Prof.in Dr.in Barbara Schramkowski (barbara.schramkowski@dhbw.de).
Die verschiedenen Unter-Arbeitsgruppen der Fachgruppe
Wenn Sie in den Emailverteiler der AG Soziale Landwirtschaft aufgenommen werden oder Fragen und Anregungen loswerden möchten, schreiben Sie eine EMail an dgsa.soziale.landwirtschaft [ at ] lists.posteo.de
oder direkt an den Koordinator der Gruppe, Oscar Corman, unter ocorman [ at ] posteo.de
Die AG Soziale Landwirtschaft (AGSL) der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) gründete sich Anfang 2022 mit dem Ziel, das Thema Soziale Landwirtschaft (SL) in Lehre, Praxis und Forschung der Sozialen Arbeit zu etablieren und weiterzuentwickeln. Das Thema ist bereits in vielen europäischen Ländern und angrenzenden Professionen präsent und wir sehen auch für die Soziale Arbeit in Deutschland große Potenziale. Die AGSL möchte interdisziplinären Austausch und Zusammenarbeit fördern, von Praxisbeispielen lernen und neue Projekte in Forschung, Lehre und Praxis anstoßen und umsetzen. Dazu treffen wir uns regelmäßig, laden Expert:innen zu Gesprächen ein, kooperieren mit anderen Institutionen und unterstützen bei Fragen zum Thema.
Während manche die Soziale Landwirtschaft nur als zusätzliches Einkommensstandbein für den landwirtschaftlichen Betrieb sehen, verstehen wir – als Teil der Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozial-ökologische Transformation in der DGSA – SL nicht ausschließlich als pädagogische, therapeutische und soziale Tätigkeit auf Landwirtschaftsbetrieben, sondern möchten sie einbetten in den größeren Zusammenhang notwendiger gesellschaftlicher Veränderung im 21. Jahrhundert. In der AGSL möchten wir ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven auf die Soziale Landwirtschaft vereinen und unterstützen dabei insbesondere Projekte, welche die ökologischen und sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit berücksichtigen sowie regenerativ für das gemeinsame System von Mensch und natürlicher Umwelt wirken.
Aktivitäten in der SL beziehen sich auf unterschiedliche Praktiken im Bereich der Sozialen Arbeit, der Pflege, der gesellschaftlichen Wiedereingliederung, der Ausbildung und der Rehabilitation benachteiligter Menschen oder auf die Ausbildung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen sowie pädagogische Initiativen wie Schul- und Kindergartenbauernhöfe. Die Aktivitäten erlauben Menschen in schwierigen Lebenslagen, den Kontakt zu einer produktiven Tätigkeit im Austausch mit der Natur wiederzufinden, und tragen somit zu ihrem Wohlbefinden, einer Verbesserung ihres Gesundheitszustandes und ihrer gesellschaftlichen Inklusion bei.
Auch wenn die Idee hinter SL durch begriffliche Definition nicht zu stark eingegrenzt werden sollte, um offen für zukünftige Entwicklungen zu bleiben, wird die Gesamtheit dieser Aktivitäten unter dem Begriff "Soziale Landwirtschaft" zusammengefasst. Weitere im internationalen Diskurs genutzte Begriffe sind „Social Agriculture“, "Farming for health", "Care Farming", "Green Care" oder auch "Green Therapies", wobei Schwerpunkte und Perspektiven dabei ganz unterschiedlich gelagert sein können.
Neben den positiven Wirkungen auf die partizipierenden Menschen lassen sich mit SL aktiver Umwelt- und Naturschutz betreiben, eine ökologische und ökonomische (Wieder-)Belebung des städtischen wie ländlichen Gemeinwesens erreichen und regionale sowie resiliente Lebensmittel produzieren. Die möglichen Mehrwerte Sozialer Landwirtschaft könnten somit einen Beitrag zu den Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation und Klimagerechtigkeit leisten.
Einmal jährlich kommen Berater*innen, die sich auf Soziale Landwirtschaft spezialisiert haben, zusammen, um über aktuelle Themen der Branche zu diskutieren.
Im Mittelpunkt der Tagung steht das Thema Zukunftsperspektiven für die Soziale Landwirtschaft. Dabei sollen insbesondere folgende Fragestellungen behandelt werden: Welche Zukunftschancen haben Soziale Landwirtschaften, und wie lassen sie sich aus der Vielfalt unserer fachlichen Perspektiven begleiten und fördern? Wie können wir aus den aktuellen Herausforderungen, vor denen sowohl die Landwirtschaft als auch die professionelle Soziale Arbeit stehen, Zukunftsperspektiven entwickeln? Welche Formen der Unterstützung und Umsetzungsbegleitung benötigen Soziale Landwirtschaften, und wie können wir unsere Kompetenzen in Beratung und Begleitung gezielt darauf ausrichten?
Beginn: Montag, 22.09.2025, 19.00 Uhr
Ende: Mittwoch, 24.09.2025, ca. 14.00 Uhr
Fachberaterinnen und Fachberater, die sich auf Soziale Landwirtschaft spezialisiert haben.
Die Zahl der Teilnehmenden ist im Interesse eines fruchtbaren Austausches begrenzt.
Tagungspauschale (Bio-Vollverpflegung) pro Person ohne Übernachtung: 45,00 € pro Tag
Übernachtungspreise pro Nacht und Zimmer (zzgl. Tagungspauschale): Einzelzimmer 65,00 €, Doppelzimmer 75,00 €, Einzel-Glampingzelt 60,00 €, Doppel-Glampingzelt 70,00 €
Diese Kosten werden direkt vor Ort mit dem Tagungshotel abgerechnet.
Weitere Gebühren für die Teilnahme an der Veranstaltung fallen nicht an, da das Seminar im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) durchgeführt wird.
Angeregt durch ein gemeinsam initiiertes Panel “Solidarische und Soziale Landwirtschaft im Entwicklungsgespräch” auf der Tagung „Soziale Landwirtschaft als soziale und ökologische Innovation“ am 02. November 2023 möchten das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft (Solawi), die AG Soziale Landwirtschaft der Fachgruppe Klimagerechtigkeit und Sozial-Ökologische Transformation in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) sowie die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft (DASoL) und die dort angegliederte „EntSpinnerei – Projektbegleitung Soziale Landwirtschaft“ in Zukunft enger miteinander kooperieren.
Alle vier Organisationen verstehen Solidarische und Soziale Landwirtschaft als eingebettet in einen größeren Zusammenhang und Teil eines notwendigen gesellschaftlichen Wandels.
Zukünftig wollen wir durch gegenseitige Sichtbarkeit und Vernetzung verstärkt dazu beitragen, Soziale Arbeit, Soziale Landwirtschaft und Solidarische Landwirtschaft in einem gemeinsamen Kontext zu denken und Synergien und Potentiale zu entfalten, beispielsweise in den Bereichen Bildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie besonders in der Umsetzung.
Wie in der durch Soziale Arbeit begleiteten Sozialen Landwirtschaft lassen sich auch in der Solidarischen Landwirtschaft eine Vielzahl von Verbindungen mit sozialen, gesundheitlichen, edukativen, arbeitsintegrativen oder auch landschaftsökologischen Zielen finden, welche einen Mehrwert für die Nutzenden, die Anbietenden, die Gemeinwesen, die Landwirtschaft und die lokalen Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdienste schaffen können.
Die drei Dachverbände haben bereits vielfältige Erfahrungen und Beratungsangebote u.a. bzgl. Fördermöglichkeiten und Kooperationsvarianten, deren Ressourcen nun gegenseitig zugänglich gemacht werden sollen. Im Folgenden stellen sie sich im Einzelnen vor.
Das im Juli 2011 gegründete Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. ist ein Zusammenschluss von Menschen mit landwirtschaftlichem Hintergrund und Verbraucher:innen, die sich für die Verbreitung von Solidarischer Landwirtschaft einsetzen. Das Netzwerk engagiert sich für die Erhaltung und Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, in der Erzeuger:innen und Verbraucher:innen verbindlich zusammenarbeiten und Landwirtschaft als eine gesellschaftliche Verantwortung sehen. Die Vision einer gemeinschaftsgetragenen, vielfältigen, bedarfsgerecht entlohnten, ökologischen, und regionalen Landwirtschaft, in der die Menschen unmittelbare Verantwortung für ihre lokale Grundversorgung übernehmen, wird vom Netzwerk als Antrieb für den gesellschaftlichen Wandel gesehen. Solidarische Landwirtschaft wird so zu einer Schlüsselfigur im sozial-ökologischen Transformationsprozess.
Die AG Soziale Landwirtschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) gründete sich Anfang 2022 mit dem Ziel, das Thema Soziale Landwirtschaft in Lehre, Praxis und Forschung der Sozialen Arbeit zu etablieren und weiterzuentwickeln. Die AG möchte interdisziplinären Austausch und Zusammenarbeit fördern, von Praxisbeispielen lernen und neue Projekte in Forschung, Lehre und Praxis anstoßen und umsetzen. Sie versteht Soziale Landwirtschaft nicht ausschließlich als pädagogische, therapeutische und soziale Tätigkeit auf Landwirtschaftsbetrieben, sondern möchte sie einbetten in den größeren Zusammenhang notwendiger gesellschaftlicher Veränderung im 21. Jahrhundert. Die AG unterstützt dabei insbesondere Projekte, welche die ökologischen und sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit berücksichtigen sowie regenerativ für das gemeinsame System von Mensch und natürlicher Umwelt wirken.
Anknüpfend an mehrere europäische Forschungs- und Weiterbildungsprojekte zu Social Farming und das „Witzenhäuser Positionspapier zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft“ (2008) hat sich 2009 die „Deutsche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft“ (DASoL) in Trägerschaft des gemeinnützigen Vereins Petrarca (Europ. Akad. für Landschaftskultur Deutschland e.V.) gegründet. Soziale Landwirtschaft wird als soziale und ökologische Inklusion verstanden – sie hat die Gesundheit und Entwicklung von Mensch und Natur zum Ziel. Sie strebt ein soziales Wirtschaften mit der Natur auf Augenhöhe an: Tiere, Pflanzen, Boden, der Wirtschaftszusammenhang des Hofes zielen auf die Gesundheit von Mensch und Natur. Die Vision ist, Mensch und Natur im landwirtschaftlichen (i.w.S.) Setting Entwicklungsmöglichkeiten und dafür einen finanziell nachhaltigen Rahmen zu schaffen.
Anfang 2023 ist mit der EntSpinnerei eine Projektbegleitung für Initiativen der Sozialen Landwirtschaft entstanden. Die Interdisziplinarität von Landwirtschaft und Sozialer Arbeit stellt landwirtschaftliche Betriebe, soziale Einrichtungen und Träger sowie Privatpersonen bei der Umsetzung Sozialer Landwirtschaften vor komplexe Herausforderungen. Die EntSpinnerei unterstützt bei der konzeptuellen Projektentwicklung sowie beim Finden und Beantragen geeigneter Finanzierungen und setzt dabei auf individuelle Umsetzungswege. Denn individuelle Ideen, Menschen und Orte brauchen eine individuelle Begleitung. Neben der Projektbegleitung bietet die EntSpinnerei darüber hinaus Bildungs- und Informationsformate zum Themenfeld Sozialer Landwirtschaft, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen und ermöglicht als Teil der DASoL weitere Vernetzung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
unter dem Motto „Zur Zukunft der Sozialen Landwirtschaft: Das darf gern etwas rebellischer wer-
den!“ möchten wir euch hiermit herzlich zur Tagung der aktiven Fachberater*innen Sozialer Landwirt-
schaft einladen.
Welche Zukunftschancen haben Soziale Landwirtschaften und wie können wir sie aus dem Zusam-
menwirken unserer sehr vielfältigen Expert*innen-Perspektiven begleiten und unterstützen? Wie kön-
nen wir gemeinsam aus den Herausforderungen, in denen aktuell sowohl die Landwirtschaft als auch
die professionelle Soziale Arbeit stecken, Zukunftsperspektiven gestalten? Welche Umsetzungsbeglei-
tungen und Unterstützungen benötigen Soziale Landwirtschaften und wie können wir diesen Bedarf
auf unsere Fähigkeiten in der Beratung und Begleitung beziehen?
Ausgehend von einer Bestandsaufnahme aus unserer individuellen Erfahrung und Sicht auf Soziale
Landwirtschaft lassen sich möglicherweise neue, gern auch „rebellischere“ Ideen entwickeln, die un-
sere Arbeit anregen werden. Unter uns Berater*innen sind sowohl Forschende und Lehrende zu dem
Thema als auch Expert*innen für die Handlungsfelder „Arbeit“ und „Pflege“ in der Sozialen Landwirt-
schaft. Sowie Expert*innen zu einer kooperativ-inklusiven Praxis von Sozialer Arbeit und Landwirt-
schaft, die Höfe dabei unterstützen, sich als gemeinschaftliche, nachbarschaftliche Orte für Menschen
mit individuellen Unterstützungsbedarfen zu öffnen.
Lasst uns die Zeit nutzen, unsere umfänglichen Erfahrungen kollaborativ verfügbar zu machen und ge-
meinsam wirksam zu werden!
Wir freuen uns auf Eure Teilnahme, angeregte Diskussionen und auf eine spannende Tagung!
Die Thematik ist im internationalen Kontext durch die International Federation of Social Workers (IFSW) mit der Richtlinie vom 24. Mai 2022 bereits gesetzt (People’s Charter for a New Eco-Social World). Auch im deutschsprachigen Kontext gibt es eine wachsende Anzahl an Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen, die sich den ethischen Implikationen der sozial-ökologischen Transformation stellen. Die AG lebt von der interdisziplinären Vernetzung sowie dem gemeinsamen Entwicklungsprozess von Theorie und Praxis. Dazu treffen wir uns regelmäßig online, laden Expert:innen zu Gesprächen ein und sind im Austausch mit anderen Institutionen und Fachgruppen an.
Wer Interesse hat, in den Emailverteiler der AG aufgenommen werden möchten, kann sich an die Koordinator*innen der Gruppe wenden:
Ingo Stamm: ingo.p.stamm@jyu.fi
Kristina Kieslinger: kristina.kieslinger@kh-mz.de
Marcel Schmidt: marcel.schmidt@h-da.de
Von der Fachgruppe. Für alle Anderen.
Die Bedeutung ökologischer Gerechtigkeit für die Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit. Impulse für eine Erweiterung ihrer Ethik
Kristina Kieslinger, Andrea Schmelz, Barbara Schramkowski, Ingo Stamm, Lisa Dörfler
LINK: DGSA-Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation in der Sozialen Arbeit (2025): Positionspapier „Zur Relevanz ökologischer Gerechtigkeit für die Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit. Impulse für eine Erweiterung ihrer Ethik“
Pressemitteilung
Solidaritätserklärung aus der Sozialen Arbeit für die ‚Letzte Generation‘:
22.05.2023: 197 Professionelle aus der Sozialen Arbeit solidarisieren sich mit der Letzten Generation. Sie positionieren sich damit gegen die Kriminalisierungsversuche aus der Politik und fordern eine konsequente und sozialgerechte Klimapolitik. Für diese Erklärung haben sich Professor*innen, wissenschaftlicher Mitarbeiter*innen und Praktiker*innen zusammengefunden.
Die Soziale Arbeit steht für die Förderung sozialer Gerechtigkeit und die Umsetzung der Menschenrechte ein. Die negativen Folgen der Klimakrise treffen vor allem Menschen, die ohnehin stark benachteiligt sind und die daruüber hinaus am wenigsten zum Entstehen beigetragen haben.
Dennoch wird in Deutschland weiterhin kaum über die unzureichende Klimapolitik und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft debattiert. Stattdessen werden Menschen, die auf diese existentielle Klimanotlage hinweisen, auf der Straße von Autofahrenden getreten und angeschrien, vor Gericht zu Geldstrafen und Haft verurteilt und von Politiker*innen als ‚kriminell‘ und ‚terroristisch‘ diskreditiert. Gegen diese Entwicklungen positionieren sich die Unterzeichner*innen und stellen sich an die Seite der Aktivist*innen.
Die drei Verfasser*innen haben sich dazu geäußert, weshalb sie die Solidaritätserklärung initiiert, haben.
Barbara Schramkowski, Professorin für Grundlagen und Methoden Sozialer Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, hebt hervor: „Wir solidarisieren uns mit dem Anliegen der Letzten Generation und verurteilen die Kriminalisierung der Bewegung. Wenn jemand angeklagt werden sollte, dann politische Entscheider*innen, deren Klimaschutzmaßnahmen weit hinter gesetzlichen Verpflichtungen zuru?ckbleiben und die sich sogar dagegenstellen. Klima- und Umweltschutz darf nicht länger einem permanenten Wirtschaftswachstum untergeordnet werden. Soziale und ökologische Belange mu?ssen oberste Priorität haben.“
Dieter Kulke, Professor für Soziologie in der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule Wu?rzburg-Schweinfurt, betont: „Klimaaktivist*innen weisen mit zivilem Ungehorsam auf Versäumnisse der Politik und die mangelnde Umwelt- und Klimagerechtigkeit hin und werden dafu?r von Politik, Medien und Öffentlichkeit kriminalisiert. Das ist unerträglich und falsch. Es ist die moralische Pflicht der Sozialen Arbeit an der Seite der Letzten Generation zu stehen.“
Jonas Einck, B.A. Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe: „Der zivile Ungehorsam der „Letzten Generation“ ist angesichts der aktuellen Klimaveränderungen legitim. Die Bewegung wird zu Unrecht kriminalisiert. Als Menschenrechtsprofession ist die Soziale Arbeit in der Verantwortung zu einer gerechteren und lebenswerten Welt beizutragen. Ebenso wie die Soziale Arbeit steht die Letzte Generation an der Seite derer, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden und leiden werden.“
„Wir haben die Wahl: Kollektives Handeln oder kollektiver Suizid.“ António Guterres, UN-Generalsekretär
Wir - Sozialarbeiter:innen aus Praxis, Lehre und Wissenschaft - solidarisieren uns mit der Letzten Generation und ihrem Anliegen, dass die Menschen, die uns politisch vertreten, endlich die für die Erreichung der Pariser Klimaziele notwendigen umfassenden Maßnahmen beschließen und umsetzen. Wir verurteilen die umfassende Kriminalisierung der Aktivist*innen und das Labeling der Letzten Generation als „Klima-RAF“ und als „terroristische Gruppierung“. Am 13. Dezember wurden im Rahmen einer Razzia auf der Basis des Vorwurfs der „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, Häuser und Wohnungen von Angehörigen der Bewegung durchsucht. Uns scheint es unverhältnismäßig und ungerecht, dass Aktivist:innen kriminalisiert werden, die unsere Gesellschaft und unsere Regierung darauf aufmerksam machen, dass die eigenen Klimaziele nicht erreicht werden und darauf, dass es bei der Frage nach Klimaschutz immer auch um das (Über-)Leben von Menschen geht. Wir schließen uns ihrer Ausgangsmotivation an: Politische Veränderungen sind viel zu zögerlich und bleiben weit hinter den Maßnahmen zurück, die notwendig sind, um uns Menschen und die uns umgebene Natur ausreichend zu schützen, obwohl ...
Aufgrund der folgenden Argumente unterstützen wir das Anliegen der Letzten Generation, dass eine umfassende und schnelle sozial-ökologische Transformation notwendig ist:
Punkt 1: Klimagerechtigkeit, Nachhaltigkeit, ökosoziale Gerechtigkeit sind Kernthemen der Sozialen Arbeit
Die Soziale Arbeit hat als Profession und Disziplin das Ziel durch ihr Handeln soziale Gerechtigkeit und die Umsetzung der Menschenrechte zu fördern. Die Folgen der Klimakrise und der Zerstörung von Ökosystemen sind zutiefst verknüpft mit sozialen Ungleichheiten: So sind Menschen, die über wenig Ressourcen verfügen und kaum Verantwortung für das Entstehen dieser Krisen tragen, besonders stark von ihren Auswirkungen betroffen. Zudem sind ihre Erfahrungen und Perspektiven an den Stellen unterrepräsentiert, an denen Transformation politisch durchgesetzt werden kann. Besonders betroffen sind Menschen in Ländern im Globalen Süden, junge und alte Menschen, Menschen in Armutslagen ebenso wie Menschen, die rassistische, sexistische, ableistische u.a. Diskriminierungen erfahren. Die Frage nach ökologischer Gerechtigkeit ist zutiefst verwoben mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit und damit ist es die Aufgabe der Sozialen Arbeit, sich mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Ihr Auftrag, sich für den Schutz und die Regeneration von Menschen und der ökologischen Mitwelt einzusetzen, impliziert auch die Verantwortung zivilgesellschaftliches Engagement zu unterstützen und sich politisch für die Durchsetzung ihre Aufträge zu engagieren. Das anwaltschaftliche Mandat der Sozialen Arbeit enthält die Aufforderung, sich auf allen politischen Ebenen für die Bedürfnisse von Menschen zu engagieren. Dieses Engagement findet im Politiksystem nach seinen demokratischen Regeln statt und wird von außen, wenn notwendig, durch Irritationen ergänzt. Beides hat seine Berechtigung und eine abgestimmte Strategie des Engagements ist notwendig.
Punkt 2: Die Zeit ist jetzt!
U.a. die wissenschaftlich fundierten IPCC-Berichte verweisen darauf, welche fatalen Folgen weiteres nicht hinreichendes politisches Handeln hat und dennoch ist eine Umkehr nicht erkennbar. Unsere aktuelle Regierung befindet sich nicht auf dem von ihr propagierten Pfad, der die Erreichung der Pariser Klimaziele möglich macht. Im Gegenteil: Das Verkehrsministerium verfehlt nach dem Expertenrat der Bundesregierung seine Klimaziele völlig, umfassende Investitionen in fossile Projekte und überflüssige Straßenbauprojekte sind geplant und im Januar 2023 soll mit Lützerath wieder ein Dorf in NRW zerstört werden, damit der Konzern RWE weiter Kohle abbaggern und immense Profite einstreichen kann. Die Schäden dieser Handlungen werden, der Logik der Externalisierung folgend, der Gesellschaft und somit uns Menschen zugemutet.
„Wir sind auf der Autobahn in die Klimahölle und mit dem Fuß auf dem Gaspedal“ – sagte Antonio Guterres, UN-Generalsekretär zu Beginn der Welt-Klimakonferenz am 07.11.2022. Das Zitat schließt an den IPCC-Bericht aus dem Frühjahr 2022 an, in dem klar formuliert wird, dass wir mit unserer Art zu leben und zu wirtschaften auf eine „unlivable world“ zusteuern. Die Zeit, die notwendigen Veränderungen einzuleiten läuft ab. Zahlreiche Studien zum Stand der Klimaveränderungen und Naturzerstörungen verdeutlichen, dass wir dabei sind, verschiedene ökologische Kipppunkte zu erreichen. Deren Überschreitung hat zur Folge, dass bestimmte Ökosysteme (bspw. Permafrostböden) sich nicht mehr regenerieren können und zudem Kettenreaktionen weitreichender ökologischer und sozialer Folgeschäden in Gang gesetzt werden (bspw. Freisetzung von Methan). Trotz dieser dystopischen Szenarien, völkerrechtlicher Verträge (v.a. Pariser Klimaabkommen), zahlreicher Klimaschutzpläne und gerichtlicher Urteile (bspw. Bundesverfassungsgericht 2021) reichen die politischen Maßnahmen nicht aus, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen.
Punkt 3: Die Klimakrise wird als Bedrohung erlebt, der Aktivist:innen sich mit Zeit und Körpern entgegenstellen
Ein großer Teil der Bevölkerung erlebt die Klimakrise als Bedrohung. Vor allem unter jungen Menschen sind Angst-, Wut- und Ohnmachtsgefühle dominant, wenn sie an die Klimakrise denken. Eine resiliente Bewältigungsstrategie ist nicht Verdrängung oder Verharmlosung, sondern der Anschluss an Gemeinschaften und soziale Bewegungen, um kollektives Handeln einzufordern. Die meisten Aktivist:innen der Letzten Generation engagieren sich seit längerer Zeit in der Klimabewegung, haben Demos organisiert, Petitionen unterschrieben, mit Politiker:innen gesprochen und sehen gleichzeitig, dass die Veränderungen bei Weitem nicht ausreichen. So wurde nach dem größten Klimastreik von Fridays for Future im September 2019 ein Klimapaket von der Bundesregierung verabschiedet, das die Pariser Klimaziele torpediert und auch vom Bundesverfassungsgericht als unzureichend bewertet wurde. Das Urteil wurde damit begründet, dass durch unzureichende Klimapolitik nachkommende Generationen in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt werden. Aus dieser nachvollziehbaren Verzweiflung heraus wird nun der gewaltfreie zivile Ungehorsam als Mittel mit der Hoffnung genutzt, dass dieses Vorgehen endlich die gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass die Klimapolitik der Bundesregierung unzureichend ist und damit eine Gefährdung für uns alle, v.a. aber für jungen Menschen und für Menschen in vulnerablen Lebenslagen, darstellt. Die rechtliche Grenzüberschreitung durch zivilen Ungehorsam steht dabei aus unserer Sicht in keinem Verhältnis zu den Grenzüberschreitungen, die durch unterlassenen Klimaschutz entstanden sind und entstehen werden.
Punkt 4: Die Forderungen der Letzten Generation sind nicht radikal
Die Forderungen der letzten Generation sind die Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen und des bundesweiten 9-Euro-Tickets. Diese Forderungen sind hinsichtlich der jahrzehntelangen Diskussion nicht radikal. Auch an dieser Stelle lässt sich die Frage nach der Perspektive stellen: Ist es nicht radikal den bestehenden imperialen Lebens- und Wirtschaftsstil beizubehalten, wenn die Folgen bekannt und die Schäden sozial völlig ungerecht verteilt sind? Uns scheint es radikal, das System nicht zu ändern, obwohl wir wissen, dass es keine lebenswerte und gerechte Zukunft bietet. Unverhältnismäßig ist es auch, die Menschen zu kriminalisieren (bspw. Beschuldigung für Tod einer Berliner Radfahrerin, Vergleich Klima-RAF, Polizeirazzien, Vorbeugehaft/Gewahrsamnahme, permanentes Fordern und auch Durchsetzen höherer Strafen), die unserer Regierung aufzeigen, dass sie ihre Klimaziele verpasst. Menschen, die sich mit ihren Körpern auf Straßen setzen, Kleber als „Waffen“ nutzen und gewaltfrei agieren, werden stärker kriminalisiert als die Politiker:innen, Unternehmen und Institutionen, die zuwider einer gerechten Zukunft handeln.
Die Klimakrise ist auch ein Auftrag an die Sozialwirtschaft, also an soziale Einrichtungen und Verbände. Neben dem Auftrag der Profession Sozialer Arbeit, Menschen ein gerechteres Leben zu ermöglichen, haben Akteur:innen der Sozialwirtschaft auch Verantwortung ebenso wie Potentiale der Veränderung inne. Sie können selbst klimaneutral handeln, ebenso wie die Klimabewegung und soziale Bewegungen unterstützen und ihnen den Raum geben sich zu organisieren, vernetzen und somit stärker Gehör zu finden.
Wir solidarisieren uns mit dem Anliegen der Letzten Generation und verurteilen die Kriminalisierung der Bewegung. Anzuklagen wären die vielen Menschen an politischen Entscheidungsstellen, deren Klimaschutzmaßnahmen nicht ausreichen, um uns Menschen und unsere ökologische Mitwelt zu schützen, mit der wir zutiefst verbunden sind (Nahrung, Trinkwasser, Luft) und ohne die wir nicht überleben können.
Der aktuelle Diskurs lenkt davon ab, dass wir umfassende Transformationen brauchen und uns somit von der Idee des permanenten Wirtschaftswachstums, dem soziale, ökologische, gesundheitliche und künstlerische Belange fortwährend untergeordnet werden, verabschieden müssen!
Liebe Aktivist:innen der Letzten Generation: Danke für euren Mut!
Unterstützer:innen aus Praxis, Hochschulen und Wissenschaft der Sozialen Arbeit:
Position Paper of Expert Groups of the German Association of Social Work (DGSA)
As the expert groups for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism and for
International Social Work within the German Association of Social Work we initiated this
position paper because we work closely with people and communities affected by forced
migration, violence, oppression and injustice. Amplifying the statements of the International
Federation of Social Work from the 24th of February 2022 and of the International Association
of Schools of Social Work from the 26th of February 2022, we stand decidedly with the people
of Ukraine and against the unlawful violent attack of the Russian government on the Ukrainian
territory. We are horrified by bombardments of civilian buildings and the extremely dangerous
attack on the Chernobyl complex. We condemn any form of imperialism, proxy wars and
national populism which are working against a peaceful cohabitation in a diverse globalized
world.
As Social Work scientific community and practitioners, we know how quickly relationships
can be destroyed and how long and painful the way of recovery and healing can be. We call on
Russian officials to immediately seize military activities and, on all actors, to use all means to
restore peace and provide safety to the people of Ukraine. We are in solidarity with Social
Workers and other people of good will in Ukraine and in neighbouring countries providing
emergency care to those affected by violence and possible forced out of their homes. Learning
from other crises, we urge all actors to create conditions in which local Social Workers,
researcher and scientists and as well other local experts can lead the response, supported by
international actors but remaining the lead actors as they know best the local circumstances.
Policies and resources of the European Union must reflect a welcoming attitude towards those
seeking safety. People from Ukraine and beyond should have the choice of where they go. The
German government should stand up for this freedom of movement within the EU. As Social
Work scientific community and practitioners in Germany, we call on the German government
to provide adequate resources to host those seeking safety in Germany. We call on the German
government to hold safe passages open and enable persons fleeing from Ukraine an
unbureaucratic entry to Germany with an ensured perspective to stay in Germany.
Discretionary powers that support people unbureaucratically to be able to stay in Germany (e.g.
in the extension of the visa-free stay, about a study, work, family reunification) should be fully
exploited. From our experience, we know that community-based strategies and decentralized
accommodations work best to provide people with a sense of safety and the ability to regain
control over their lives. We urge the government to ensure that Ukrainian persons in Germany
gain without unnecessary delays access to education, health care, adequate housing and the
labour market. Restrictive policies implemented in past years must be reverted not only for
Ukrainians but for all asylum seekers in Germany.
We call on our communities to welcome the people seeking refuge in Germany and support
them. This is best done in mutual dialogue and with an attitude of partnership and solidarity. At
the same time, we refuse any generalization of negative sentiments, hatred or discrimination
against people who identify themselves or are identified by others as Russian. We expressly
stand by the brave people in Russia and Russian people everywhere who have initiated protests
and acts of civil disobedience to show that they desire peace and are against the military acts of
their government.
We stand united with all people of good will working for peace and justice across national
borders. In times where many forces try to divide and polarize this world, as Social Workers
we seek common ground for the work of justice, peace and solidarity. We recall the pacifist
traditions and roles of our profession in the international peace movement fighting for and
defending democracy and human rights while facing wars in the past in Europe and beyond.
Most importantly, we expand our solidarity to those who have been confronted with the inherent
violence of borders in Ukraine and all over the world and we appeal to political leaders in
Germany, EU and across the globe to make every possible effort to render wars and armed
conflicts obsolete.
27th of February 2022
The German Association of Social Work (DGSA) and its expert groups:
Expert Group for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism
Expert Group for International Social Work
Expert Group for Research
Expert Group for Climate Justice
Expert Group for Case Management in Social Work
Expert Group for Physical Activity, Sport and the Body
Expert Group for Ethics and Social Work
Expert Group for Social Work and Digitalization
Expert Group for Gender
Expert Group for Theory and Science of Social Work
Additional DGSA Groups and other entities are welcome to add their signatures by contacting
Petra Danková, Co-speaker of the Expert Group for Flight, Migration, and Critique of Racism
and Anti-Semitism (DGSA) at petra.dankova(at)fhws.de.
Lesenswertes
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Es handelt sich um eine kollaborative Liste, die eigenständig bearbeitet und ergänzt werden kann. Sie ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit von Mitgliedern der FG gesammelt und wurde alphabetisch geordnet.
Bei Bearbeitung bitte die Formatierung und Sortierung berücksichtigen. Vielen Dank!