Kontakt: barbara.schramkowski(at)dhbw-vs.de
Das Ziel sozialökologischer Transformation ist den Aufbau einer lebensfähigen und lebenswerten Gesellschaft mit Beziehungen, Strukturen und Wirtschaftsformen zu fördern, welche an den Bedürfnissen von Menschen und Natur ausgerichtet sind, statt die Grundlagen des Lebens bzw. die Natur in ihrer Gewachsenheit zu zerstören. Ein wesentlicher Zugang zum Thema ist dabei die Perspektive der sozialen Gerechtigkeit, die in der Sozialen Arbeit seit jeher eine zentrale Rolle spielt und die auf die Konzepte von ‚Klimagerechtigkeit' und kritischer Nachhaltigkeit auszuweiten ist. Die Klimakrise, ebenso wie die Zerstörung von Ökosystemen lassen sich als Folge globaler sozialer und ökologischer Ungleichheit und somit im Kern als Gerechtigkeitskrisen verstehen. So betrifft die Erderhitzung alle Menschen. Gleichzeitig sind Menschen, die über weniger Ressourcen verfügen, um sich, ihr soziales und ökologisches Umfeld zu schützen bzw. von diesem geschützt zu werden, deutlich vulnerabler hinsichtlich der sozialen und ökologischen Folgen. Dabei steht unter anderem die intergenerative Gerechtigkeit im Fokus und die Stärkung der Positionen von jungen Menschen, für die das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im März 2021 wegweisend war.
Die Fachgruppe möchte einen ökozentrierten Paradigmenwechsel in der Sozialen Arbeit anstoßen, der Ökologie und kritische Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgaben etabliert. Dementsprechend gilt es das aktuelle ‚Klimaregime' als Macht- und Gewaltverhältnis gegenüber Mensch und Natur in die Kritik zu nehmen und Visionen menschen- und naturfreundlicher gesellschaftlicher Regeneration und Transformation weiter zu entwickeln. Insbesondere Fragen des gelingenden Lebens und die Entwicklung einer humanen Gesellschaft jenseits von kapitalistischer Wachstumsideologien stehen im Fokus. Deshalb wird politische und aktivistische Arbeit in der Fachgruppe explizit mitgedacht, etwa in Kooperation mit Sozialverbänden, Umwelt- und Klimagerechtigkeitsgruppen. Weitere Ziele sind die Stärkung der Sprachfähigkeit von Sozialarbeitenden zu Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Klimakrisen, die Verankerung der Themen in Curricula von Studiengängen zur Sozialen Arbeit ebenso wie ein Hinwirken auf die Aufnahme der Rechte nichtmenschlicher Lebewesen sowie abiotischer Natur in die Professionsethik.
Die Gruppe bietet regelmäßig ‚Stammtische‘ (ca. 2-stündige Onlineveranstaltungen) an: Hier stellen einzelne Mitglieder ihre fachlichen Perspektiven zum Thema dar und es besteht Raum für Austausch und Fragen. Auch gibt es Austausch über eine Mailingliste ebenso wie bei Fachgruppentreffen. Termine könnten bei den Fachgruppensprecherinnen erfragt werden. Darüber hinaus werden Informationen über eine Mailingliste ausgetauscht; zudem wird eine Online-Plattform zum ‚Wissens-Sharing‘ aufgebaut.
Neue aktive Mitglieder sind herzlich willkommen. Bei Interesse an einer Mitarbeit u.a. kontaktieren Sie gerne die Sprecherinnen.
Pressemitteilung
Solidaritätserklärung aus der Sozialen Arbeit für die ‚Letzte Generation‘:
22.05.2023: 197 Professionelle aus der Sozialen Arbeit solidarisieren sich mit der Letzten Generation. Sie positionieren sich damit gegen die Kriminalisierungsversuche aus der Politik und fordern eine konsequente und sozialgerechte Klimapolitik. Für diese Erklärung haben sich Professor*innen, wissenschaftlicher Mitarbeiter*innen und Praktiker*innen zusammengefunden.
Die Soziale Arbeit steht für die Förderung sozialer Gerechtigkeit und die Umsetzung der Menschenrechte ein. Die negativen Folgen der Klimakrise treffen vor allem Menschen, die ohnehin stark benachteiligt sind und die daruüber hinaus am wenigsten zum Entstehen beigetragen haben.
Dennoch wird in Deutschland weiterhin kaum über die unzureichende Klimapolitik und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft debattiert. Stattdessen werden Menschen, die auf diese existentielle Klimanotlage hinweisen, auf der Straße von Autofahrenden getreten und angeschrien, vor Gericht zu Geldstrafen und Haft verurteilt und von Politiker*innen als ‚kriminell‘ und ‚terroristisch‘ diskreditiert. Gegen diese Entwicklungen positionieren sich die Unterzeichner*innen und stellen sich an die Seite der Aktivist*innen.
Die drei Verfasser*innen haben sich dazu geäußert, weshalb sie die Solidaritätserklärung initiiert, haben.
Barbara Schramkowski, Professorin für Grundlagen und Methoden Sozialer Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, hebt hervor: „Wir solidarisieren uns mit dem Anliegen der Letzten Generation und verurteilen die Kriminalisierung der Bewegung. Wenn jemand angeklagt werden sollte, dann politische Entscheider*innen, deren Klimaschutzmaßnahmen weit hinter gesetzlichen Verpflichtungen zuru?ckbleiben und die sich sogar dagegenstellen. Klima- und Umweltschutz darf nicht länger einem permanenten Wirtschaftswachstum untergeordnet werden. Soziale und ökologische Belange mu?ssen oberste Priorität haben.“
Dieter Kulke, Professor für Soziologie in der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule Wu?rzburg-Schweinfurt, betont: „Klimaaktivist*innen weisen mit zivilem Ungehorsam auf Versäumnisse der Politik und die mangelnde Umwelt- und Klimagerechtigkeit hin und werden dafu?r von Politik, Medien und Öffentlichkeit kriminalisiert. Das ist unerträglich und falsch. Es ist die moralische Pflicht der Sozialen Arbeit an der Seite der Letzten Generation zu stehen.“
Jonas Einck, B.A. Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe: „Der zivile Ungehorsam der „Letzten Generation“ ist angesichts der aktuellen Klimaveränderungen legitim. Die Bewegung wird zu Unrecht kriminalisiert. Als Menschenrechtsprofession ist die Soziale Arbeit in der Verantwortung zu einer gerechteren und lebenswerten Welt beizutragen. Ebenso wie die Soziale Arbeit steht die Letzte Generation an der Seite derer, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden und leiden werden.“
„Wir haben die Wahl: Kollektives Handeln oder kollektiver Suizid.“ António Guterres, UN-Generalsekretär
Wir - Sozialarbeiter:innen aus Praxis, Lehre und Wissenschaft - solidarisieren uns mit der Letzten Generation und ihrem Anliegen, dass die Menschen, die uns politisch vertreten, endlich die für die Erreichung der Pariser Klimaziele notwendigen umfassenden Maßnahmen beschließen und umsetzen. Wir verurteilen die umfassende Kriminalisierung der Aktivist*innen und das Labeling der Letzten Generation als „Klima-RAF“ und als „terroristische Gruppierung“. Am 13. Dezember wurden im Rahmen einer Razzia auf der Basis des Vorwurfs der „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, Häuser und Wohnungen von Angehörigen der Bewegung durchsucht. Uns scheint es unverhältnismäßig und ungerecht, dass Aktivist:innen kriminalisiert werden, die unsere Gesellschaft und unsere Regierung darauf aufmerksam machen, dass die eigenen Klimaziele nicht erreicht werden und darauf, dass es bei der Frage nach Klimaschutz immer auch um das (Über-)Leben von Menschen geht. Wir schließen uns ihrer Ausgangsmotivation an: Politische Veränderungen sind viel zu zögerlich und bleiben weit hinter den Maßnahmen zurück, die notwendig sind, um uns Menschen und die uns umgebene Natur ausreichend zu schützen, obwohl ...
Aufgrund der folgenden Argumente unterstützen wir das Anliegen der Letzten Generation, dass eine umfassende und schnelle sozial-ökologische Transformation notwendig ist:
Punkt 1: Klimagerechtigkeit, Nachhaltigkeit, ökosoziale Gerechtigkeit sind Kernthemen der Sozialen Arbeit
Die Soziale Arbeit hat als Profession und Disziplin das Ziel durch ihr Handeln soziale Gerechtigkeit und die Umsetzung der Menschenrechte zu fördern. Die Folgen der Klimakrise und der Zerstörung von Ökosystemen sind zutiefst verknüpft mit sozialen Ungleichheiten: So sind Menschen, die über wenig Ressourcen verfügen und kaum Verantwortung für das Entstehen dieser Krisen tragen, besonders stark von ihren Auswirkungen betroffen. Zudem sind ihre Erfahrungen und Perspektiven an den Stellen unterrepräsentiert, an denen Transformation politisch durchgesetzt werden kann. Besonders betroffen sind Menschen in Ländern im Globalen Süden, junge und alte Menschen, Menschen in Armutslagen ebenso wie Menschen, die rassistische, sexistische, ableistische u.a. Diskriminierungen erfahren. Die Frage nach ökologischer Gerechtigkeit ist zutiefst verwoben mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit und damit ist es die Aufgabe der Sozialen Arbeit, sich mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Ihr Auftrag, sich für den Schutz und die Regeneration von Menschen und der ökologischen Mitwelt einzusetzen, impliziert auch die Verantwortung zivilgesellschaftliches Engagement zu unterstützen und sich politisch für die Durchsetzung ihre Aufträge zu engagieren. Das anwaltschaftliche Mandat der Sozialen Arbeit enthält die Aufforderung, sich auf allen politischen Ebenen für die Bedürfnisse von Menschen zu engagieren. Dieses Engagement findet im Politiksystem nach seinen demokratischen Regeln statt und wird von außen, wenn notwendig, durch Irritationen ergänzt. Beides hat seine Berechtigung und eine abgestimmte Strategie des Engagements ist notwendig.
Punkt 2: Die Zeit ist jetzt!
U.a. die wissenschaftlich fundierten IPCC-Berichte verweisen darauf, welche fatalen Folgen weiteres nicht hinreichendes politisches Handeln hat und dennoch ist eine Umkehr nicht erkennbar. Unsere aktuelle Regierung befindet sich nicht auf dem von ihr propagierten Pfad, der die Erreichung der Pariser Klimaziele möglich macht. Im Gegenteil: Das Verkehrsministerium verfehlt nach dem Expertenrat der Bundesregierung seine Klimaziele völlig, umfassende Investitionen in fossile Projekte und überflüssige Straßenbauprojekte sind geplant und im Januar 2023 soll mit Lützerath wieder ein Dorf in NRW zerstört werden, damit der Konzern RWE weiter Kohle abbaggern und immense Profite einstreichen kann. Die Schäden dieser Handlungen werden, der Logik der Externalisierung folgend, der Gesellschaft und somit uns Menschen zugemutet.
„Wir sind auf der Autobahn in die Klimahölle und mit dem Fuß auf dem Gaspedal“ – sagte Antonio Guterres, UN-Generalsekretär zu Beginn der Welt-Klimakonferenz am 07.11.2022. Das Zitat schließt an den IPCC-Bericht aus dem Frühjahr 2022 an, in dem klar formuliert wird, dass wir mit unserer Art zu leben und zu wirtschaften auf eine „unlivable world“ zusteuern. Die Zeit, die notwendigen Veränderungen einzuleiten läuft ab. Zahlreiche Studien zum Stand der Klimaveränderungen und Naturzerstörungen verdeutlichen, dass wir dabei sind, verschiedene ökologische Kipppunkte zu erreichen. Deren Überschreitung hat zur Folge, dass bestimmte Ökosysteme (bspw. Permafrostböden) sich nicht mehr regenerieren können und zudem Kettenreaktionen weitreichender ökologischer und sozialer Folgeschäden in Gang gesetzt werden (bspw. Freisetzung von Methan). Trotz dieser dystopischen Szenarien, völkerrechtlicher Verträge (v.a. Pariser Klimaabkommen), zahlreicher Klimaschutzpläne und gerichtlicher Urteile (bspw. Bundesverfassungsgericht 2021) reichen die politischen Maßnahmen nicht aus, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen.
Punkt 3: Die Klimakrise wird als Bedrohung erlebt, der Aktivist:innen sich mit Zeit und Körpern entgegenstellen
Ein großer Teil der Bevölkerung erlebt die Klimakrise als Bedrohung. Vor allem unter jungen Menschen sind Angst-, Wut- und Ohnmachtsgefühle dominant, wenn sie an die Klimakrise denken. Eine resiliente Bewältigungsstrategie ist nicht Verdrängung oder Verharmlosung, sondern der Anschluss an Gemeinschaften und soziale Bewegungen, um kollektives Handeln einzufordern. Die meisten Aktivist:innen der Letzten Generation engagieren sich seit längerer Zeit in der Klimabewegung, haben Demos organisiert, Petitionen unterschrieben, mit Politiker:innen gesprochen und sehen gleichzeitig, dass die Veränderungen bei Weitem nicht ausreichen. So wurde nach dem größten Klimastreik von Fridays for Future im September 2019 ein Klimapaket von der Bundesregierung verabschiedet, das die Pariser Klimaziele torpediert und auch vom Bundesverfassungsgericht als unzureichend bewertet wurde. Das Urteil wurde damit begründet, dass durch unzureichende Klimapolitik nachkommende Generationen in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt werden. Aus dieser nachvollziehbaren Verzweiflung heraus wird nun der gewaltfreie zivile Ungehorsam als Mittel mit der Hoffnung genutzt, dass dieses Vorgehen endlich die gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass die Klimapolitik der Bundesregierung unzureichend ist und damit eine Gefährdung für uns alle, v.a. aber für jungen Menschen und für Menschen in vulnerablen Lebenslagen, darstellt. Die rechtliche Grenzüberschreitung durch zivilen Ungehorsam steht dabei aus unserer Sicht in keinem Verhältnis zu den Grenzüberschreitungen, die durch unterlassenen Klimaschutz entstanden sind und entstehen werden.
Punkt 4: Die Forderungen der Letzten Generation sind nicht radikal
Die Forderungen der letzten Generation sind die Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen und des bundesweiten 9-Euro-Tickets. Diese Forderungen sind hinsichtlich der jahrzehntelangen Diskussion nicht radikal. Auch an dieser Stelle lässt sich die Frage nach der Perspektive stellen: Ist es nicht radikal den bestehenden imperialen Lebens- und Wirtschaftsstil beizubehalten, wenn die Folgen bekannt und die Schäden sozial völlig ungerecht verteilt sind? Uns scheint es radikal, das System nicht zu ändern, obwohl wir wissen, dass es keine lebenswerte und gerechte Zukunft bietet. Unverhältnismäßig ist es auch, die Menschen zu kriminalisieren (bspw. Beschuldigung für Tod einer Berliner Radfahrerin, Vergleich Klima-RAF, Polizeirazzien, Vorbeugehaft/Gewahrsamnahme, permanentes Fordern und auch Durchsetzen höherer Strafen), die unserer Regierung aufzeigen, dass sie ihre Klimaziele verpasst. Menschen, die sich mit ihren Körpern auf Straßen setzen, Kleber als „Waffen“ nutzen und gewaltfrei agieren, werden stärker kriminalisiert als die Politiker:innen, Unternehmen und Institutionen, die zuwider einer gerechten Zukunft handeln.
Die Klimakrise ist auch ein Auftrag an die Sozialwirtschaft, also an soziale Einrichtungen und Verbände. Neben dem Auftrag der Profession Sozialer Arbeit, Menschen ein gerechteres Leben zu ermöglichen, haben Akteur:innen der Sozialwirtschaft auch Verantwortung ebenso wie Potentiale der Veränderung inne. Sie können selbst klimaneutral handeln, ebenso wie die Klimabewegung und soziale Bewegungen unterstützen und ihnen den Raum geben sich zu organisieren, vernetzen und somit stärker Gehör zu finden.
Wir solidarisieren uns mit dem Anliegen der Letzten Generation und verurteilen die Kriminalisierung der Bewegung. Anzuklagen wären die vielen Menschen an politischen Entscheidungsstellen, deren Klimaschutzmaßnahmen nicht ausreichen, um uns Menschen und unsere ökologische Mitwelt zu schützen, mit der wir zutiefst verbunden sind (Nahrung, Trinkwasser, Luft) und ohne die wir nicht überleben können.
Der aktuelle Diskurs lenkt davon ab, dass wir umfassende Transformationen brauchen und uns somit von der Idee des permanenten Wirtschaftswachstums, dem soziale, ökologische, gesundheitliche und künstlerische Belange fortwährend untergeordnet werden, verabschieden müssen!
Liebe Aktivist:innen der Letzten Generation: Danke für euren Mut!
Unterstützer:innen aus Praxis, Hochschulen und Wissenschaft der Sozialen Arbeit:
Die Unter-AG Soziale Landwirtschaft (AGSL) der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) gründete sich Anfang 2022 mit dem Ziel, das Thema Soziale Landwirtschaft (SL) in Lehre, Praxis und Forschung der Sozialen Arbeit zu etablieren und weiterzuentwickeln. Das Thema ist bereits in vielen europäischen Ländern und angrenzenden Professionen präsent und wir sehen auch für die Soziale Arbeit in Deutschland große Potenziale. Die AGSL möchte interdisziplinären Austausch und Zusammenarbeit fördern, von Praxisbeispielen lernen und neue Projekte in Forschung, Lehre und Praxis anstoßen und umsetzen. Dazu treffen wir uns regelmäßig, laden Expert:innen zu Gesprächen ein, kooperieren mit anderen Institutionen und unterstützen bei Fragen zum Thema.
Wenn Sie in den Emailverteiler der AG Soziale Landwirtschaft aufgenommen werden möchten, schreiben Sie eine EMail an
dgsa.soziale.landwirtschaft(at)lists.posteo.de
Während manche die Soziale Landwirtschaft auch als zusätzliches Einkommensstandbein für den landwirtschaftlichen Betrieb sehen, verstehen wir – als Teil der Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozial-ökologische Transformation in der DGSA – SL nicht ausschließlich als pädagogische, therapeutische und soziale Tätigkeit auf Landwirtschaftsbetrieben, sondern möchten sie einbetten in den größeren Zusammenhang notwendiger gesellschaftlicher Veränderung im 21. Jahrhundert. In der AGSL möchten wir ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven auf die Soziale Landwirtschaft vereinen und unterstützen dabei insbesondere Projekte, welche die ökologischen und sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit berücksichtigen sowie regenerativ für das gemeinsame System von Mensch und natürlicher Umwelt wirken.
Aktivitäten in der SL beziehen sich auf unterschiedliche Praktiken im Bereich der Sozialen Arbeit, der Pflege, der gesellschaftlichen Wiedereingliederung, der Ausbildung und der Rehabilitation benachteiligter Menschen oder auf die Ausbildung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen sowie pädagogische Initiativen wie Schul- und Kindergartenbauernhöfe. Die Aktivitäten erlauben Menschen in schwierigen Lebenslagen, den Kontakt zu einer produktiven Tätigkeit im Austausch mit der Natur wiederzufinden, und tragen somit zu ihrem Wohlbefinden, einer Verbesserung ihres Gesundheitszustandes und ihrer gesellschaftlichen Inklusion bei.
Auch wenn die Idee hinter SL durch begriffliche Definition nicht zu stark eingegrenzt werden sollte, um offen für zukünftige Entwicklungen zu bleiben, wird die Gesamtheit dieser Aktivitäten unter dem Begriff "Soziale Landwirtschaft" zusammengefasst. Weitere im internationalen Diskurs genutzte Begriffe sind „Social Agriculture“, "Farming for health", "Care Farming", "Green Care" oder auch "Green Therapies", wobei Schwerpunkte und Perspektiven dabei ganz unterschiedlich gelagert sein können.
Neben den positiven Wirkungen auf die partizipierenden Menschen lassen sich mit SL aktiver Umwelt- und Naturschutz betreiben, eine ökologische und ökonomische (Wieder-)Belebung des städtischen wie ländlichen Gemeinwesens erreichen und regionale sowie resiliente Lebensmittel produzieren. Die möglichen Mehrwerte Sozialer Landwirtschaft könnten somit einen Beitrag zu den Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation und Klimagerechtigkeit leisten.
Position Paper of Expert Groups of the German Association of Social Work (DGSA)
As the expert groups for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism and for
International Social Work within the German Association of Social Work we initiated this
position paper because we work closely with people and communities affected by forced
migration, violence, oppression and injustice. Amplifying the statements of the International
Federation of Social Work from the 24th of February 2022 and of the International Association
of Schools of Social Work from the 26th of February 2022, we stand decidedly with the people
of Ukraine and against the unlawful violent attack of the Russian government on the Ukrainian
territory. We are horrified by bombardments of civilian buildings and the extremely dangerous
attack on the Chernobyl complex. We condemn any form of imperialism, proxy wars and
national populism which are working against a peaceful cohabitation in a diverse globalized
world.
As Social Work scientific community and practitioners, we know how quickly relationships
can be destroyed and how long and painful the way of recovery and healing can be. We call on
Russian officials to immediately seize military activities and, on all actors, to use all means to
restore peace and provide safety to the people of Ukraine. We are in solidarity with Social
Workers and other people of good will in Ukraine and in neighbouring countries providing
emergency care to those affected by violence and possible forced out of their homes. Learning
from other crises, we urge all actors to create conditions in which local Social Workers,
researcher and scientists and as well other local experts can lead the response, supported by
international actors but remaining the lead actors as they know best the local circumstances.
Policies and resources of the European Union must reflect a welcoming attitude towards those
seeking safety. People from Ukraine and beyond should have the choice of where they go. The
German government should stand up for this freedom of movement within the EU. As Social
Work scientific community and practitioners in Germany, we call on the German government
to provide adequate resources to host those seeking safety in Germany. We call on the German
government to hold safe passages open and enable persons fleeing from Ukraine an
unbureaucratic entry to Germany with an ensured perspective to stay in Germany.
Discretionary powers that support people unbureaucratically to be able to stay in Germany (e.g.
in the extension of the visa-free stay, about a study, work, family reunification) should be fully
exploited. From our experience, we know that community-based strategies and decentralized
accommodations work best to provide people with a sense of safety and the ability to regain
control over their lives. We urge the government to ensure that Ukrainian persons in Germany
gain without unnecessary delays access to education, health care, adequate housing and the
labour market. Restrictive policies implemented in past years must be reverted not only for
Ukrainians but for all asylum seekers in Germany.
We call on our communities to welcome the people seeking refuge in Germany and support
them. This is best done in mutual dialogue and with an attitude of partnership and solidarity. At
the same time, we refuse any generalization of negative sentiments, hatred or discrimination
against people who identify themselves or are identified by others as Russian. We expressly
stand by the brave people in Russia and Russian people everywhere who have initiated protests
and acts of civil disobedience to show that they desire peace and are against the military acts of
their government.
We stand united with all people of good will working for peace and justice across national
borders. In times where many forces try to divide and polarize this world, as Social Workers
we seek common ground for the work of justice, peace and solidarity. We recall the pacifist
traditions and roles of our profession in the international peace movement fighting for and
defending democracy and human rights while facing wars in the past in Europe and beyond.
Most importantly, we expand our solidarity to those who have been confronted with the inherent
violence of borders in Ukraine and all over the world and we appeal to political leaders in
Germany, EU and across the globe to make every possible effort to render wars and armed
conflicts obsolete.
27th of February 2022
The German Association of Social Work (DGSA) and its expert groups:
Expert Group for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism
Expert Group for International Social Work
Expert Group for Research
Expert Group for Climate Justice
Expert Group for Case Management in Social Work
Expert Group for Physical Activity, Sport and the Body
Expert Group for Ethics and Social Work
Expert Group for Social Work and Digitalization
Expert Group for Gender
Expert Group for Theory and Science of Social Work
Additional DGSA Groups and other entities are welcome to add their signatures by contacting
Petra Danková, Co-speaker of the Expert Group for Flight, Migration, and Critique of Racism
and Anti-Semitism (DGSA) at petra.dankova(at)fhws.de.
Wichtige Links zum Thema der Fachgruppe